Architektur als Spiegel der Demokratie
Diskussion in Bonn mit NRW-Kulturministerin Ina Brandes
Unter dem Titel „Wir bauen Demokratie!“ fand am 22. Oktober 2024 eine angeregte Diskussion in der Villa Prieger in Bonn statt. Im Fokus stand die Frage, wie Architektur demokratische Strukturen unterstützen und stärken kann. Veranstaltet von der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft, Baukultur NRW, der Montag Stiftung Urbane Räume sowie der Open Embassy for Democracy, brachte die Diskussion Architekturexpert*innen, Politiker*innen und das interessierte Publikum zusammen.
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v.l.n.r. Johanna Debik, Vorständin Montag Stiftung Urbane Räume; Dr. Bernd Bach, Vorstand Montag Stiftungen; Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen; Prof. Benedikt Stahl, Alanus Hochschule; Carl Richard Montag, Stifter der Montag Stiftungen; Gabriele Montag; Junior-Professorin Miriam Hamel, Alanus Hochschule; Dr. Nina Lemmens, Embassy for Democracy; Prof. Dr. Florian Kluge, Alanus Hochschule; Peter Köddermann, Geschäftsführung Programm Baukultur NRW - Download Foto - Ministerin Brandes im Gespräch
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Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, hob in ihrem Beitrag „Dritte Orte – Gelebte Demokratie“ die Bedeutung öffentlicher Räume für demokratische Prozesse hervor: „Demokratie braucht gute Orte. Und umgekehrt gilt: Beteiligung, Mitmachen, gemeinsam Neues für die Gemeinschaft entwickeln – das geht nur, wenn es dafür einen geeigneten Platz gibt. Im ländlichen Raum war das früher vielleicht die Dorfkneipe, die alte Brauerei oder das Ladenlokal um die Ecke. Daraus sind in Nordrhein-Westfalen inzwischen 53 Dritte Orte entstanden. Sie alle wurden mit viel bürgerlichem Engagement umgebaut, gestaltet und machen den Menschen ein kulturelles Angebot. Menschen übernehmen Verantwortung für ihr Lebensumfeld und laden alle ein, dabei mitzumachen. So leisten Dritte Orte einen unverzichtbaren Beitrag für unsere Demokratie.“
Die Veranstaltung begann mit einem Impuls von Professor Benedikt Stahl (Alanus Hochschule). Seine lebendigen Geschichten ausgewählter Häuser und Räume ließen durchblicken, dass das Bauen von Demokratie viel Spaß machen und begeistern kann, es dazu aber die Bereitschaft braucht, viel Arbeit und Zeit zu investieren, damit die gemeinsam errichteten Bauwerke dazu beitragen, Menschen zusammenzubringen.
In weiteren Beiträgen zeigten Johanna Debik (Montag Stiftung Urbane Räume), Dr. Nina Lemmens (Open Embassy for Democracy) und Junior-Professorin Miriam Hamel (Alanus Hochschule), wie innovative Bauprojekte demokratische Partizipation ermöglichen und fördern können.
Johann Debik stellte in die Initialkapital-Projekte vor, unter anderem den BOB Campus in Wuppertal. In den Initialkapital-Projekten entwickelt die Montag Stiftung Urbane Räume gemeinwohlorientierte Immobilien nach demokratischen Prinzipien mit den Menschen vor Ort entlang ihrer Bedarfe. Die Projekte haben fest verankerte Räume fürs Miteinander: Gemeinsam werden Orte zum Machen, zum Diskutieren und insgesamt zur Begegnung geschaffen.
Nina Lemmens schilderte die Pläne für die Open Embassy. Mit der Open Embassy entsteht im ehemaligen Amerikanischen Club in Bonn am Rhein ein offener Ort, an dem Teilhabe an Demokratie praktisch erfahrbar wird. Der historisch bedeutsame Club aus Bonner Regierungszeiten stand ehemals für die demokratische Entwicklung der jungen Bundesrepublik und soll nun durch zivilgesellschaftliches Engagement, Kultur und Kunst zum Experimentierraum für die praktische Erprobung demokratischer Prozesse entwickelt werden – nach dem Prinzip „doing democracy“.
Abschließend erläuterte Miriam Hamel in ihrem Vortrag Projekte und Interventionen der Prozessarchitektur, die Gemeinschaftsprozesse und zivilgesellschaftliches Engagement in der Stadtentwicklung fördern.
Im abschließenden offenen Gespräch stellten die rund 80 Teilnehmer*innen Fragen und brachten ihre Ansichten zur Rolle der Architektur in der Gesellschaft ein. Professor Dr. Florian Kluge von der Alanus Hochschule, der die Diskussion gemeinsam mit Peter Köddermann (Geschäftsführer Programm von Baukultur NRW) moderierte, resümierte: „Die Veranstaltung hat gezeigt, wieviel Verantwortung Architekt*innen und Stadtplaner*innen tragen, demokratische Werte in ihren Projekten und Prozessen umzusetzen und mit Leben zu füllen.“ Peter Köddermann ergänzte: „Es ist eine gesellschaftlich relevante Aufgabe, Begegnungsräume zu demokratischen Orten zu entwickeln. Diese Prozesse müssen gemeinschaftlich getragen sein. Besonders die Orte, wo wir im Alltag bereits Begegnung praktizieren, sind natürliche Dialogräume!“
Die Veranstaltung verdeutlichte die zentrale Rolle von Architektur für die Förderung demokratischer Prozesse und stieß auf großes Interesse bei den Teilnehmern. Sie bot eine Plattform für den Austausch über die Zukunft demokratischer Räume.
Hintergrundinformationen
Über die Montag Stiftung Urbane Räume und das Initialkapital-Prinzip
Die Montag Stiftung Urbane Räume gAG ist unabhängig und gemeinnützig. Sie gehört zur Gruppe der Montag Stiftungen in Bonn. Im Sinne des Leitmotivs der Stiftungsgruppe „Handeln und Gestalten in sozialer Verantwortung“ engagiert sich die Montag Stiftung Urbane Räume als unabhängige Partnerin von Kommunen, Verbänden und zivilgesellschaftlichen Initiativen in Stadtteilen, die von besonderen sozialen und ökonomischen Rahmendbedingungen geprägt sind. Die Idee des Prinzips Initialkapital für eine chancengerechte Stadtteilentwicklung ist, durch Investition in eine Immobilie dauerhaft eine Gemeinwohlrendite zu erzielen, die für gemeinnützige Vorhaben im Viertel verwendet wird. Die Überschüsse, die durch Bewirtschaftung der Immobilie entstehen, kommen lokalen Akteur*innen zugute, die sich für das Gemeinwohl engagieren. Diesen Ansatz realisiert die Montag Stiftung Urbane Räume seit 2014 mit der Samtweberei in Krefeld, dem FreiFeld in Halle an der Saale, der KoFabrik in Bochum, dem BOB CAMPUS und den Wiesenwerken in Wuppertal und dem HONSWERK in Remscheid. Weitere Standorte für mögliche Projektumsetzungen nach dem Initialkapital-Prinzip wie das Gebäude an der Brucknerallee/Mühlenstraße in Mönchengladbach-Rheydt sind in Untersuchung.
Über die Open Embassy | doing democracy
Mit der Open Embassy entsteht im ehemaligen Amerikanischen Club in Bonn am Rhein ein offener Ort, an dem Teilhabe an Demokratie praktisch erfahrbar wird. Der historisch bedeutsame Club aus Bonner Regierungszeiten stand ehemals für die demokratische Entwicklung der jungen Bundesrepublik. Nun soll er zum offenen Experimentierraum für die praktische Erprobung demokratischer Prozesse entwickelt werden – nach dem Prinzip „doing democracy“. In der Open Embassy werden Ideen und Formate entwickelt und ausprobiert, um Demokratie zu leben und lösungsorientiert und experimentell weiterzubringen. Kooperation, Kreativität und künstlerische Impulse sowie die Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft spielen dabei eine wichtige Rolle. Die Open Embassy entwickelt ein eigenes Programm mit regionaler, nationaler und internationaler Reichweite. Zudem bietet sie Partner*innen ihre Räume für themenverwandte Aktivitäten und Veranstaltungen an. Die Open Embassy gGmbH gehört zur Gruppe der Montag Stiftungen.
Über die Montag Stiftungen
Die Montag Stiftungen sind eine unabhängige und gemeinnützige Stiftungsgruppe in Bonn. Zu ihr gehören die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft, die Montag Stiftung Urbane Räume, die Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft und die Montag Stiftung Denkwerkstatt. Im Sinne des Leitmotivs „Handeln und Gestalten in sozialer Verantwortung“ arbeiten die Stiftungen jeweils operativ eigenständig und projektbezogen in den Handlungsfeldern Pädagogische Architektur, Chancengerechte Stadtteilentwicklung, Teilhabe in der Kunst, Bildung im digitalen Wandel, Zukunftskonzepte und Inklusive ganztägige Bildung.
Die Carl Richard Montag Förderstiftung als Dachstiftung und Eigentümerin des Stiftungsvermögens finanziert die projektbezogene Stiftungsarbeit im Sinne des Stifters Carl Richard Montag. Unterstützt wird sie von der Montag Stiftung Denkwerkstatt als Impulsgeberin und Ideenschmiede, die auch die strategische Beratung sowie die übergeordnete Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit der Stiftungsgruppe verantwortet.