Gemeinwohlorientierte Konzeptverfahren
„Konzeptvergaben sollten auch beim Verkauf von weiteren Liegenschaften der öffentlichen Hand stärker zur Anwendung kommen. Die Gestaltungsmöglichkeiten der Verfahren zur Konzeptvergabe sind vielfältig“.
Gemeinwohlorientierte Konzeptverfahren
Mit der Neuen Leipzig-Charta der für die Stadtentwicklung zuständigen Minister*innen der Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) bekommt die Gemeinwohlorientierung unter dem Titel “Die transformative Kraft der Städte für das Gemeinwohl” einen hohen Stellenwert. Auch im Bereich von Geldanlagen legt die EU ein Augenmerk auf Gemeinwohlorientierung und Nachhaltigkeit und weitet ab 2025 die Berichterstattungspflicht vieler Unternehmen über die Auswirkungen ihres Handelns auf die Gesellschaft aus. Mit den sogenannten ESG-Kriterien müssen Unternehmen Rechenschaft über ihre Aktivitäten in den Bereichen Umwelt (environment), Soziales (social) und Unternehmensführung (governance) ablegen.
Diese Gemeinwohlorientierung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und spielt auch in der Immobilienentwicklung eine zunehmend wichtige Rolle.
Gemeinwohlorientierte Immobilienprojekte, wie sie die Montag Stiftung Urbane Räume bereits an sechs Orten gemeinsam mit der Nachbarschaft entwickelt hat, sind Impulsorte und tragen so zu einer zukunftsfähigen und gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung bei. Sie stellen den Menschen in den Mittelpunkt und passen zu den jeweiligen Bedarfen des umgebenden Lebensraums. Sie laden ein und bieten eine Chance zur Teilhabe.
Konzeptverfahren sind ein Instrument zur Veräußerung von Immobilien. Nicht das höchste Gebot, sondern das überzeugendste Konzept entscheidet darüber, wer die Immobilie bauen und bespielen darf. Damit sind sie ein gutes Instrument, um mehr gemeinwohlorientierte Immobilienprojekte zu ermöglichen. Indem sie das Konzept und nicht den Preis in den Vordergrund stellen, sorgen sie auch für mehr Chancengerechtigkeit in der Verteilung von Boden und Immobilien. Erforderlich sind passende Auswahlkriterien, verbindliche Gemeinwohlbausteine und eine partizipative Verfahrensgestaltung.
Die Montag Stiftung Urbane Räume hält es in einer chancengerechten Stadtentwicklung für zentral, dass Grundstücke nach Konzept veräußert werden. Ihr Ziel ist es, das Verfahren zum Standard zu machen und damit mehr gemeinwohlorientierte Immobilienprojekte zu ermöglichen. Ein erstes Ziel auf diesem Weg ist die Erarbeitung von Qualitätskriterien für eine solche gemeinwohlorientierte Immobilienentwicklung. Diese Kriterien sollen im weiteren Verlauf so konkretisiert werden, dass sie später in Empfehlungen und in einen Leitfaden für anwendungsorientierte Konzeptverfahren einfließen können. Die Qualitätskriterien sollen dann durch Empfehlungen für ein musterhaftes (Vergabe-)verfahren für eine standardisierte Nutzung ergänzt werden. Der Leitfaden knüpft an bestehende Empfehlungen, Qualitätskriterien und Verfahrensleitlinien an und konsolidiert diese.
Der als digitales Tool gedachte Leitfaden wird Kommunen und anderen Flächeneigentümer*innen anwendbare Kriterien und Verfahrenshinweise an die Hand geben. Er adressiert nicht reine Wohngebäude oder große neue Quartiersentwicklungen, sondern taucht in das neue und zukunftsträchtige Feld der Mischnutzung sowie der Entwicklung von Bestandsgebäuden und – ensembles ein.
Montag Stiftung Urbane Räume gAG
Ansprechpartnerin: Mona Gennies
Die Montag Stiftung Urbane Räume gAG ist eine gemeinnützige, operative Stiftung. Sie wurde 2005 gegründet und gehört zur Gruppe der Montag Stiftungen in Bonn. Mit ihren Projekten nach dem Initialkapital-Prinzip erprobt die Stiftung eine Methode für gemeinwohlorientierte Stadtteilentwicklung, die nachhaltig Chancen für Menschen bietet, ihre Zukunft selbst zu gestalten. Es wurden bereits mehrere Nachbarschaftsprojekte in ganz Deutschland fertiggestellt, weitere sind in Planung.
Diese Erfahrung überträgt die Stiftung jetzt auf Konzeptverfahren, hat den hier beschriebenen Prozess initiiert und koordiniert ihn.
Der Beirat als Arbeitsgremium und kritische Freunde
Ein Arbeitsgremium aus 16 Beirät*innen begleitet den Prozess. Seit Januar 2024 unterstützen sie den Prozess und die Redaktion des digitalen Leitfadens als Impulsgeber*in und kritische*r Freund*in. Gemeinsam mit diesen Expert*innen aus unterschiedlichsten Bereichen der Stadt- und Immobilienentwicklung entsteht ein multiperspektivischer Blick, in dem vielfältiges Wissen und wertvolle Erfahrungen aufeinandertreffen.
In regelmäßig stattfindenden Treffen, welche durch die Montag Stiftung Urbane Räume vorbereitet, durchgeführt und durch die stattbau münchen GmbH unterstützt werden, erfolgt in Kleingruppen eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit den Themen.
Beiratsmitglieder
Staat | Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau & Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen | Christian Meyer |
Kommune | Stadt Frankfurt - Amt für Wohnungswesen | Katharina Wagner |
Landeshauptstadt Stuttgart - Amt für Stadtplanung und Wohnen | Michael Kunert | |
Freie und Hansestadt Hamburg – Agentur für Baugemeinschaften | Elke Seipp | |
Forschungsinstitut/ Stiftung | Deutsches Institut für Urbanistik | Ricarda Pätzold |
TH Lübeck – Fachbereich Bauwesen | Marcus Menzl | |
Montag Stiftung Urbane Räume | Johanna Debik | |
Planung / Beratung / Koordinierung / Umsetzung | stattbau münchen | Natalie Schaller |
stattbau Berlin | Constance Cremer | |
Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen | Birgit Kasper | |
Initiative / Zivilgesellschaft | Hansaforum, Münster | Sascha Kullak |
Konglomerat e.V., Dresden | Bettina Weber | |
Exrotaprint, Berlin | Daniela Brahm | |
Mehr als Wohnen, Zürich | Claudia Thiessen | |
Immobilienwirtschaft | Max von Bredow Baukultur | Karin Drexler |
belius GmbH | Andreas Krüger |
Stattbau München GmbH
Ansprechpartnerin: Natalie Schaller
Die stattbau münchen GmbH berät und begleitet Kommunen und die Immobilienwirtschaft bei baulichen Entwicklungsprozessen. Gemeinsam mit den Beteiligten entwickelt sie Konzepte zu Mobilität und Nachbarschaftsentwicklung und Quartiersmanagement. Im Fokus steht der gesellschaftliche Mehrwert der Entwicklung und dessen langfristige Sicherung durch fruchtbare Partnerschaften und wirksame Instrumente. Hierzu werden mit den Kommunen passende Konzeptvergabeverfahren entwickelt. Mit diesem Hintergrundwissen entwirft, organsiert und moderiert die stattbau münchen GmbH im Auftrag und in Zusammenarbeit mit der Stiftung den Beiratsprozess und lässt eigene Erfahrungswerte einfließen.
2024 (1. HJ): | Vier Beiratstreffen mit den Schwerpunkten: Reflexion des Vorgehens, Ziel, Zielgruppe, Kriterien für gemeinwohlorientierte Immobilien-Entwicklung |
2024 (2. HJ): | Drei Beiratstreffen zur Formulierung von Verfahrensempfehlungen |
2025: | Redaktion und Ausgestaltung des Leitfadens |
2026: | Qualifizierung von Planungsbüros im Bereich von gemeinwohlorientierten Konzeptverfahren |
2027: | Reallabore/Pilotprojekte zum Testen des Instruments
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Laufend: | Austausch und Fokusgespräche mit weiteren Akteur*innen, die sich mit verwandten Themen beschäftigen und ihre Expertise ergänzen möchten |
Haben Sie Lust auf einen Austausch?
Melden Sie sich unter:
Mona Gennies
Bauassessorin
Referentin Gemeinwohl
Telefon +49 (0) 228 26716-475
m.gennies(at)montag-stiftungen.de