Zukunftsort Dransdorfer Berg: Neue Wege der Beteiligung
Die Stadt Bonn entwickelt gemeinsam mit der Montag Stiftung Urbane Räume und der Initiative Neue Stadtgärtnerei auf dem seit 2004 brachliegenden Gelände der früheren Stadtgärtnerei den „Zukunftsort Dransdorfer Berg“.
Auf dem rund fünf Hektar großen Gelände nördlich des Meßdorfer Feldes sollen verschiedene Projekte und Nutzungen für das Gebiet über ein Bebauungsplanverfahren planungsrechtlich gesichert werden. Dabei sollen im Sinne einer chancengerechten Stadtteilentwicklung und der Bonner Beteiligungsleitlinien frühzeitig und umfassend neue Konzepte der Öffentlichkeitsbeteiligung erprobt werden. Der Ausschuss für Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger sowie die Bezirksvertretung Bonn haben das Beteiligungskonzept für den Zukunftsort Dransdorfer Berg beschlossen.
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BU: Initiative Neue Stadtgärtnerei und Montag Stiftung Urbane Räume entwickeln in Kooperation mit der Stadt Bonn den Zukunftsort Dransdorfer Berg v. l. n. r. Alexander Hagg, Nefeli Kocanis, Lena Kocanis, Julia Bergen (alle Initiative Neue Stadtgärtnerei), Sascha Gajewski (Montag Stiftung Urbane Räume), Marlene Hobbs (Initiative Neue Stadtgärtnerei), Mona Gennies (Montag Stiftung Urbane Räume)
Folgende Beteiligungsmöglichkeiten sind als nächstes geplant:
- Mit mobilen Beteiligungsständen informieren die Vorhabenträgerinnen am Freitag und Samstag, 23. und 24. August 2024, an vier noch festzulegenden Orten im Stadtteil über das Projekt. Sie sammeln lokales Wissen und Hinweise von den Menschen aus dem Stadtteil, damit die Erkenntnisse in die weitere Planung einfließen können.
- Pat*innen aus dem Stadtteil beraten und begleiten die Planungsbüros: Potenzielle zukünftige Nutzer*innen, Mieter*innen und bereits im Stadtteil aktive Organisationen sind eingeladen, jeweils eine weitere Person aus dem Stadtteil zu den Präsentationen der Planungsbüros mitzubringen und ihre Perspektive zu den ersten Entwürfen der Planungsbüros einzubringen.
- Ein Format der Jugendbeteiligung wird am Mittwoch, 25. September 2024, mit und im Jugendzentrum Dransdorf stattfinden. Wer mitmachen möchte, kann sich gern schon jetzt im „Juze“ melden.
- Direkte Beteiligung durch ehrenamtliches Engagement bei der Initiative Neue Stadtgärtnerei selbst. Die Initiative sieht sich als Graswurzelbewegung und ist offen für Bürgerinnen und Bürger, die gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen der Initiative das Gelände der ehemaligen Stadtgärtnerei gestalten möchten und eigene Ideen, zeitliches Engagement und ihre Arbeitskraft einbringen können.
- Die Initiative Neue Stadtgärtnerei lädt regelmäßig interessierte Menschen zu offenen Informations- und Kennenlerntreffen ein. Eine direkte Einladung erfolgt über den Newsletter des Vereins. Die Anmeldung ist unter folgendem Link möglich: https://neue-stadtgaertnerei.org/newsletter/
Über diese Maßnahmen hinaus plant die Stadtverwaltung eine Informationsveranstaltung für alle interessierten Bürger*innen im Herbst. Weitere Informationen dazu folgen. Auf www.bonn-macht-mit.de sind viele Hintergrundinformationen zum Projekt und Beteiligungsmöglichkeiten zu finden, die regelmäßig aktualisiert werden.
Drei sozial-ökologische Bausteine
Das Projekt „Zukunftsort Dransdorfer Berg“ umfasst drei sozial-ökologische Projektteile im Stadtteil.
Zum einen erarbeitet die Montag Stiftung Urbane Räume einen Quartiersbaustein für Dransdorf. Mögliche Nutzungen sind ein Lernort für Jugendliche aus Dransdorf, Pflegeeinrichtungen, Räume für Umweltbildung, Appartements für Auszubildende oder Studierende und eine Kantine bzw. ein Café, die im weiteren Verlauf auf ihre Machbarkeit geprüft und durch andere Nutzungen ergänzt oder ersetzt werden können. Die Biologische Station, als bisherige Nutzerin der Fläche, soll neue, nachhaltigere Räumlichkeiten bekommen
Zum anderen plant die Initiative Neue Stadtgärtnerei ein Wohnprojekt in Holz-Stroh-Bauweise, das sich durch eine besonders positive Klimabilanz auszeichnet. Die in den Fundamenten der früheren Gewächshäuser gespeicherte graue Energie möchte sie weiter nutzen und - wo möglich - Stahlstrukturen erhalten. Das Wohnprojekt setzt mindestens den vorgeschriebenen Anteil an öffentlich geförderten Wohnraum entsprechend des Bonner Baulandmodells um. Durch das Wohnprojekt soll Wohnraum für etwa 100 Menschen aller Generationen geschaffen werden. Durch gemeinschaftliche Nutzung vieler Räume soll die Größe der Wohnfläche pro Person deutlich unter den heute üblichen Größenordnungen liegen. Die Organisation des Wohnprojektes soll nach dem Beispiel des Mietshäusersyndikats erfolgen und sieht die selbstorganisierte Verwaltung durch den zukünftigen Mieter*innenverein vor.
Und drittens entwickelt die Initiative Neue Stadtgärtnerei auf einem noch nicht festgelegten Teilbereich ein Konzept landwirtschaftlicher Nutzung als Baum-Feld-Wirtschaft. Angelehnt an das Modell des Agroforstsystems hat die Initiative das Ziel, den Boden zu regenerieren, Pflanzen- und Artenvielfalt zu stärken und auf kleinster Fläche eine reichhaltige ökologische Nahrungsversorgung zu ermöglichen. Die Integration von Bildungs- und Nachbarschaftsarbeit im Rahmen der Landwirtschaft ist geplant.
Bebauungsplanverfahren angestrebt
Der Quartiersbaustein der Montag Stiftung Urbane Räume sowie das sozial-ökologische Wohnprojekt der Initiative Neue Stadtgärtnerei sollen im Rahmen eines Bebauungsplanverfahrens weiterentwickelt und planungsrechtlich gesichert werden. Als erster Schritt findet ein städtebaulich-freiraumplanerisches Qualifizierungsverfahren statt, in dem mehrere Büros Entwürfe für das Gelände erarbeiten. Die in dem Verfahren gefundenen besten Lösungen sollen dann die Grundlage für den Bebauungsplan bilden.
Das gesamte Verfahren wird von Beginn an durch Beteiligungsmöglichkeiten für alle interessierten Menschen aus dem Stadtteil begleitet. Die Stadtverwaltung wird weiter informieren.
Hintergrundinformationen
Zum Projekt
Das Gelände der ehemaligen Stadtgärtnerei wird zurzeit zu einem kleinen Anteil von der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft genutzt. Die bereits versiegelte Fläche gilt als gemeinsame Projektfläche, die in Abschnitte südlich des Weges “An der Schwarzen Brücke“ für Landwirtschaft (Initiative Stadtgärtnerei), und nördlich desselben Weges für Wohnraum (Initiative Neue Stadtgärtnerei) und in den Projektbaustein des Initialkapital-Projekts (Montag Stiftung Urbane Räume) eingeteilt wird. Die Kooperationspartnerinnen wollen Synergieeffekte im Sinne des Klimaschutzes und der Nachbarschaft bestmöglich nutzen. Die zukünftig nicht bebauten Flächen sollen, wo möglich, entsiegelt werden, damit sowohl wieder natürliche Lebensräume, als auch Orte der Natur für Bewohner*innen und für den Stadtteil entstehen.
Über die Montag Stiftung Urbane Räume und das Initialkapital-Prinzip
Die Montag Stiftung Urbane Räume gAG ist unabhängig und gemeinnützig. Sie gehört zur Gruppe der Montag Stiftungen in Bonn. Im Sinne des Leitmotivs der Stiftungsgruppe „Handeln und Gestalten in sozialer Verantwortung“ engagiert sich die Montag Stiftung Urbane Räume als unabhängige Partnerin von Kommunen, Verbänden und zivilgesellschaftlichen Initiativen in Stadtteilen, die von besonderen sozialen und ökonomischen Rahmendbedingungen geprägt sind. Die Idee des Prinzips Initialkapital für eine chancengerechte Stadtteilentwicklung ist, durch Investition in eine Immobilie dauerhaft eine Gemeinwohlrendite zu erzielen, die für gemeinnützige Vorhaben im Viertel verwendet wird. Die Überschüsse, die durch Bewirtschaftung der Immobilie entstehen, kommen lokalen Akteur*innen zugute, die sich für das Gemeinwohl engagieren. Diesen Ansatz realisiert die Montag Stiftung Urbane Räume seit 2014 mit der Samtweberei in Krefeld, dem FreiFeld in Halle an der Saale, der KoFabrik in Bochum, dem BOB CAMPUS und den Wiesenwerken in Wuppertal und dem HONSWERK in Remscheid. Weitere Standorte für mögliche Projektumsetzungen nach dem Initialkapital-Prinzip wie das Gebäude an der Brucknerallee/Mühlenstraße in Mönchengladbach-Rheydt sind in Untersuchung.
Über die Montag Stiftungen
Die Montag Stiftungen sind eine unabhängige und gemeinnützige Stiftungsgruppe in Bonn. Zu ihr gehören die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft, die Montag Stiftung Urbane Räume, die Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft und die Montag Stiftung Denkwerkstatt. Im Sinne des Leitmotivs „Handeln und Gestalten in sozialer Verantwortung“ arbeiten die Stiftungen jeweils operativ eigenständig und projektbezogen in den Handlungsfeldern Pädagogische Architektur, Chancengerechte Stadtteilentwicklung, Teilhabe in der Kunst, Bildung im digitalen Wandel, Zukunftskonzepte und Inklusive ganztägige Bildung.
Die Carl Richard Montag Förderstiftung als Dachstiftung und Eigentümerin des Stiftungsvermögens finanziert die projektbezogene Stiftungsarbeit im Sinne des Stifters Carl Richard Montag. Unterstützt wird sie von der Montag Stiftung Denkwerkstatt als Impulsgeberin und Ideenschmiede, die auch die strategische Beratung sowie die übergeordnete Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit der Stiftungsgruppe verantwortet.