Schule statt Leerstand
Nicht genutzte Bürogebäude, Fabrikhallen und Shopping-Center eröffnen neue Wege für innovativen Schulbau
Im Rahmen ihrer Initiative Schulbau Open Source startet die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft ein neues Pilotprojekt. Ziel ist es, leerstehende und vermeintlich schulferne Gebäudetypologien für eine zukunftweisende Pädagogik zu aktivieren. Die Auslobungsunterlagen sind jetzt online!
Angesichts der Klimakrise und der Notwendigkeit eines Wandels im Bauwesen gilt es auch im Schulbau, vorhandenen Leerstand in anderen Gebäuden sinnvoll weiter zu nutzen. Der erhebliche Sanierungsstau bei Schulen und dringend benötigte Schulplätze erfordern dazu einen kreativen Umgang mit den vorhandenen Ressourcen. Ein großes Potenzial für eine Umnutzung bieten zum Beispiel leerstehende Verkaufs-, Büro- oder Industrieimmobilien, die eine erhebliche Belastung für zahlreiche Kommunen darstellen. Auch Ladenzeilen, Kirchen oder Kinos können für neue, innovative Bildungsorte aktiviert werden. Dabei bieten die offenen Grundrisse und die Skelettbauweise vieler dieser Gebäude die Chance, neue Lernraumkonzepte, wie beispielsweise offene Lernlandschaften, effektiver umzusetzen als durch den Umbau konventioneller Klassenraum-Flur-Schulen.
Die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft will mit ihrem nächsten Pilotprojekt eine solche Lösung umsetzen. Dazu wird sie ein Projekt mit ihrem Know-how begleiten und die Planung finanziell fördern. Beispielhaft soll gezeigt werden, wie Leerstand für eine innovative Schulnutzung aktiviert werden kann. Um einen größtmöglichen Wissenstransfer zu erzielen, werden die Ergebnisse und Planungen anschließend auf www.schulbauopensource.de frei zugänglich gemacht.
Die Auslobungsunterlagen für eine erste Interessenbekundung an diesem Pilotprojekt Schulbau Open Source sind ab sofort auf der Projektseite abrufbar:
www.montag-stiftungen.de/sos
Downloads:
An wen richtet sich die neue Auslobung?
Die Auslobung richtet sich an Kommunen und Schulen bzw. öffentliche Bildungsträger und -einrichtungen, die motiviert sind, an diesem neuartigen und offenen Prozess mitzuwirken. Gesucht wird ein mutiges und innovationsbereites Team. Der Aufruf soll dazu anregen, strategische Allianzen in der Kommune zu fördern und zu stärken. Angesprochen sind damit interessierte verantwortliche Planungsteams und -beteiligte aus dem Schulbereich (Bauverwaltungen, öffentliche Schulträger, Jugendhilfe, Schulen, Liegenschaftsverwaltungen, Schulbauberater*innen, Planer*innen etc.).
Welche Projekte sind geeignet?
Jede Schule ist anders und jede städtebauliche Ressource hat ein anderes Potenzial als innovatives Schulprojekt. Das Pilotprojekt nimmt daher eine große Bandbreite an Schulnutzungen in den Blick. Geeignet sind Projekte, die folgende Voraussetzungen erfüllen:
- Ort: Deutschland
- Trägerschaft: öffentlicher Schulträger (private Einrichtungen können nicht gefördert werden und daher nicht teilnehmen).
- Schule: inklusive ganztägige Schulen jeder Schulform mit dem Willen zur Transformation des eigenen pädagogischen Konzeptes sowie der Schulorganisation (z.B. multiprofessionelle Teamarbeit, Öffnung ins Quartier, Schüler*innenpartizipation, neue Lehr- und Lernformate wie Projektarbeit, fächerübergreifendes Lernen, selbstorganisiertes Lernen ...).
- Gebäude: Eine ursprünglich nicht für schulische Zwecke geplante Immobilie ist verfügbar (Bürobau, Fabrik, Shopping-Center etc. oder Aktivierung von mehreren Stadtbausteinen wie Ladenzeilen, Kinosälen, Kirchen etc.). Dabei geht es um die Entwicklung eines eigenständigen Schulstandortes, nicht um die rein additive räumliche Erweiterung einer Bestandsschule.
- Planungsstand: Im Idealfall liegt ein pädagogisch-räumliches Konzept, hinterlegt durch die Ergebnisse einer Phase Null vor. Die planerische Prüfung der Umsetzbarkeit anhand einer Machbarkeitsstudie sowie Kauf- oder Überlassungsverhandlungen müssen noch nicht erfolgt sein; die hochbauliche Planung (ab Leistungsphase 2) darf noch nicht beauftragt worden sein.
Hintergrundinformationen
Was ist Schulbau Open Source?
Seit über 10 Jahren setzen sich die Montag Stiftungen für einen innovativen und zukunftsfähigen Schulbau ein. In den letzten Jahren lag der Fokus auf der Einführung einer Phase Null, um den Schulbauprozess auf die aktuellen gesellschaftlichen und pädagogischen Anforderungen anzupassen. Eine sorgfältig geplante Phase Null garantiert jedoch noch kein pädagogisch innovatives und architektonisch anspruchsvolles Schulgebäude. Es braucht auch Werkzeuge für die Schnittstelle zur weiteren Planung. Die Praxis zeigt, dass Publikationen zu guten Referenzprojekten eine wichtige Quelle für neue Entwürfe bilden – aber nur sehr wenige Veröffentlichungen weisen einen ausreichend hohen Detaillierungsgrad auf. Gleichzeitig erschweren veraltete Normen und Standards im Schulbau immer noch innovative Lösungen, die den heutigen und zukünftigen inhaltlichen Anforderungen an Schule gerecht werden.
An dieser Stelle setzt das Projekt SCHULBAU OPEN SOURCE (SOS) an. In dem Online-Tool www.schulbauopensource.de veröffentlicht die Stiftung das komplette Planungs- und Prozesswissen aus ihren Pilotprojekten samt den Planungsunterlagen. Damit stehen innovative Planungswege von Referenzgebäuden in hohem Detailgrad zur Verfügung, um schneller, wirtschaftlicher und mit hoher Qualität den komplexen Planungsanforderungen und dem Innovationsanspruch im Schulbau gerecht zu werden. Die Ergebnisse des ersten Pilotprojektes sind bereits abrufbar. Die Ergebnisse weiterer Pilotprojekte sind in Arbeit – ein weiteres wird mit dieser Auslobung gesucht!
Über die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft
Die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft ist eine unabhängige gemeinnützige Stiftung und gehört zur Gruppe der Montag Stiftungen in Bonn. In ihren Handlungsfeldern Pädagogische Architektur, Bildung im digitalen Wandel und Inklusive ganztägige Bildung engagiert sie sich für eine chancengerechte Alltagswelt, an der alle Menschen gleichberechtigt teilhaben können und die Kindern und Jugendlichen bestmögliche Entwicklungs- und Bildungschancen eröffnet. In ihrem Handlungsfeld Pädagogische Architektur macht sich die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft für einen zukunftsfähigen, nachhaltigen und inklusiven Schulbau stark. Dabei verbindet sie die zwei Disziplinen, die im Schulbau eng zusammengehören: Denn gute Schulen brauchen sowohl pädagogische Konzepte, die Kinder und Jugendliche optimal begleiten als auch Räume, die diese Konzepte ermöglichen und unterstützen.
Über die Montag Stiftungen
Die Montag Stiftungen sind eine unabhängige und gemeinnützige Stiftungsgruppe in Bonn. Zu ihr gehören die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft, die Montag Stiftung Urbane Räume, die Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft und die Montag Stiftung Denkwerkstatt. Im Sinne des Leitmotivs „Handeln und Gestalten in sozialer Verantwortung“ arbeiten die Stiftungen jeweils operativ eigenständig und projektbezogen in den Handlungsfeldern Pädagogische Architektur, Chancengerechte Stadtteilentwicklung, Teilhabe in der Kunst, Bildung im digitalen Wandel, Zukunftskonzepte und Inklusive ganztägige Bildung.
Die Carl Richard Montag Förderstiftung als Dachstiftung und Eigentümerin des Stiftungsvermögens finanziert die projektbezogene Stiftungsarbeit im Sinne des Stifters Carl Richard Montag. Unterstützt wird sie von der Montag Stiftung Denkwerkstatt als Impulsgeberin und Ideenschmiede, die auch die strategische Beratung sowie die übergeordnete Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit der Stiftungsgruppe verantwortet.