Qualitätsoffensive Ganztag

Besuch bei der GGS Richardstraße Düsseldorf & Rückblick OGS on Tour 2019

28. November 2019

Das Lernreiseprogramm OGS on Tour 2019

Im Rahmen der Qualitätsoffensive Ganztag haben wir in diesem Jahr sechs Schulen besucht, mit dem Ziel, einen interregionalen Austausch mit guten Praxisbeispielen für inklusive ganztägige Bildungseinrichtungen anzuregen. Am 28. November 2019 waren wir mit 10 Teilnehmenden von Offenen Ganztagsgrundschulen aus Köln und Bonn sowie aus der Verwaltung an der Gemeinschaftsgrundschule Richardstraße in Düsseldorf-Eller.

Begrüßt wurden wir vom Leitungsteam aus Schulleiterin und Koordinatorin des Ganztages. Zurzeit besuchen etwa 300 Kinder die Grundschule Richardstraße, von denen 250 Schüler und Schülerinnen in jahrgangsgemischte Ganztagsklassen gehen. Hier verbringt man den ganzen Tag zusammen und lebt einen erweiterten Bildungsbegriff. Auf das Leben legt die Schule großen Wert und spricht erst dann vom Lernen. Für das Gelingen der Ganztagsklassen sind Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte gemeinsam verantwortlich – drei Faktoren sind dafür notwendig: Eine gute Zusammenarbeit, sich aufeinander verlassen zu können und Bildung und Erziehung als gleichwertig zu betrachten. Der Prozess des Zusammenwachsens, so betonte die Schulleitung, sei ein langer Weg, der nicht ohne Konflikte ablaufe. Geholfen habe der Grundschule Richardstraße im Schulentwicklungsprozess die gute Unterstützung durch die Stadt und das Schulamt Düsseldorf und auch das Motto: „Denke vom Ergebnis her!“

Besonders am Konzept der Schule sind die vielen halbjährlich rotierenden Lernangebote (AGs) von Künstlern, Sportlehrern, Musikpädagogen, Waldpädagogen und anderen Fachleuten: Durch Rhythmisierung ist es möglich, die AGs den ganzen Tag über einzubinden. Dabei werden den Kindern viele zeitliche Frei-Räume eingeräumt, um sie nicht mit Angeboten zu überfrachten. Den Schultag gestalten Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte in gemeinsamer Verantwortung – Alle Lehrkräfte sind bis 16 Uhr in der Schule, daneben ist der Donnerstag für alle bindend als wöchentlicher Teamtag eingeplant, um Zeit für Austausch zu schaffen.

Blick über den Tellerrand

Mit OGS on Tour haben wir uns in diesem Jahr sechs Schulen in NRW und Bremen angesehen, mit insgesamt 91 Teilnehmenden aus Köln, Bonn und dem Rhein-Erft-Kreis. Teilgenommen haben Schul- und pädagogische Leitungen, pädagogische Fachkräfte, Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter/-innen, Mitarbeitende der kommunalen Verwaltung, Schulaufsicht, Trägervertretungen u.a. – Diese bunte Mischung hat sich als besonders wertvoll herausgestellt und es wurde wieder einmal deutlich, wie wichtig der Austausch und die persönliche Begegnung ist: Auf diese Weise lassen sich vertrauensvolle Beziehungen aufbauen, die den Grundstein legen für eine gemeinsame Gestaltung der Offenen Ganztagsschule. Unser Fazit: Guter, qualitätsvoller Ganztag entwickelt sich nicht von heute auf morgen, Schulentwicklungsprozesse brauchen Zeit. Entscheidend dabei sind gemeinsame Ziele und Visionen, Teamarbeit, gegenseitige Entlastung und ein gemeinsames Bildungs- und Erziehungsverständnis.

Was nehmen wir an Impulsen und Erkenntnissen mit?

Was haben die Teilnehmenden von den Lernreisen mit ‚nach Hause‘ genommen? Meist sind das keine vollständigen Konzepte – jede Offene Ganztagsschule ist anders und kein Konzept lässt sich 1:1 übertragen. Stattdessen packen wir kleine Puzzleteile, einzelne Ideen und Impulse ins Gepäck. Auch beim anschließenden Transfer in das eigene Kollegium, hat man auf diese Weise eine andere Erfahrungsgrundlage: Man hat nicht nur etwas über eine OGS gelesen oder gehört, sondern es spüren und wahrnehmen können. Darüber hinaus ist ein weiterer Effekt hervorzuheben, den auch der Schulverbund „Blick über den Zaun“ wahrnimmt: :

„Mindestens genauso wichtig – wenn nicht sogar wichtiger – im Vergleich zum ‚sachlichen‘ Transfereffekt ist der motivationale Aspekt der Ermutigung und Rückenwärme: ‚Meine Schule ist im Vergleich zu der anderen gar nicht so schlecht.‘ ‚Meine Arbeit wird von anderen wahrgenommen und wertgeschätzt.‘ ‚Andere haben auch ungelöste pädagogische Probleme und sind trotzdem nicht verzagt.‘“
Quelle: O. Seydel, Wie können Schulen voneinander lernen. In: Blick über den Zaun: Beobachten, beraten, bewerten. Seite 6.

 

Diese „Rückenwärme“ hält hoffentlich eine Weile an. Wir jedenfalls sind gespannt, welche Puzzleteile wo ihren Platz finden werden. Und es geht weiter mit dem Lernreise-Programm: OGS on Tour 2020 ist schon geplant!

Qualitätsoffensive Ganztag
Lernreiseprogramm OGSonTour

Unter dem Motto „Blick über den Tellerrand” sind die im Projekt beteiligten Bildungseinrichtungen eingeladen, durch Lernreisen Inspirationen, Tipps und Ideen hinsichtlich verschiedener Qualitätskriterien ganztägiger Bildung zu sammeln. Ziel ist ein interregionaler Austausch mit „Good-Practice-Beispielen”, um Ideen für den eigenen Standort zu entwickeln.

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