Qualitätsoffensive Ganztag

OGS on Tour: Lernreise zur Heliosschule Inklusive Universitätsschule der Stadt Köln

22. Mai 2019

Blick über den Tellerrand

Am 22. Mai 2019 waren wir mit rund 25 Teilnehmenden aus den Projektschulen der Qualitätsoffensive Ganztag an der Heliosschule „Inklusive Universitätsschule der Stadt Köln“ Primarstufe (Grundschule) zu Gast.

Die Schule wurde zum Schuljahr 2015/16 in gemeinsamer Initiative der Stadt und der Universität zu Köln nach dem Konzept der Inklusiven Universitätsschule in Sülz in der Mommsenstraße bzw. Kaisersescher Straße eröffnet. Als Gemeinschaftsgrundschule wird sie bis zur Fertigstellung des Neubaus in Ehrenfeld an diesem Standort bleiben. Eine Besonderheit der Schule ist, dass sie später in der Heliosschule „Inklusive Universitätsschule der Stadt Köln“ Sekundarstufe (Gesamtschule) weitergeführt wird. Es besteht also die Möglichkeit, nach der Grundschulzeit die weiterführende Sekundarstufe bis zum Abitur zu besuchen. Als Ausbildungsschule in der Lehramtsausbildung mit inklusivem Schwerpunkt für alle Lehrämter sollen Primar- und Sekundarstufe nach der Fertigstellung des neuen gemeinsamen Schulgebäudes in Köln-Ehrenfeld außerdem die schulische und außerschulische Bildung und den umliegenden Stadtteil unter dem Gesichtspunkt der Inklusion miteinander verbinden.

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Raumnutzung und Rhythmisierung

Zum Schuljahr 2017/18 wurden neben den bereits genutzten Räumen („Rotes Haus“) in der Mommsenstraße die Räume der Kindertagesstätte in der Kaisersescher Straße renoviert und umgestaltet. Bis zur Fertigstellung werden zusätzlich Container („weißes Haus“) genutzt, deren Klassenräume im Erdgeschoss liegen und die einen direkten Zugang zum Außenraum bieten. So können die sogenannten „Verkehrsflächen“ als Lernlandschaft und Gruppenräume, für die Selbstlernzeit, Team- und Gruppenphasen genutzt werden.

Als Ganztagsschule erprobt die Schule neue Öffnungszeiten und Modelle, um die Verbindung zum Stadtteil zu stärken und außerschulische Lernorte im ganzen Quartier in das Konzept zu integrieren. Auf diese Weise soll eine Modellschule für die gesamte Stadtgesellschaft entstehen. So wird z.B. die Mensa der Heliosschule von zwei weiteren Schulen aus der direkten Nachbarschaft genutzt (GGS Mommsenstraße und Theodor-Heuss-Realschule), Schulgelände, Aula, Turnhalle und Bücherei teilt sich die Schule mit der GGS Mommsenstraße.

 

„Kinder brauchen eigentlich nur drei Dinge: Sie brauchen Aufgaben, an denen sie wachsen können, Vorbilder, an denen sie sich orientieren können und Gemeinschaften, in denen sie sich aufgehoben fühlen.“

Prof. Dr. Gerald Hüther, Neurobiologe

 

Die rhythmisierte Schule im gebundenen Ganztag stellt das Kind in den Mittelpunkt: Gleich zu Beginn der kurzen Einführung durch Schulleiterin Marion Hensel und Ganztagskoordinatorin Birgit Conrad werden wir mit einem rhythmischen Musikstück eingestimmt – das Zusammenspiel der Instrumente, das erst einmal improvisiert und fließend klingt, ist genau aufeinander abgestimmt. So liegt auch hinter dem rhythmisierten Ganztag in der Heliosschule ein durchorganisiertes Konzept, das alle Lernarrangements und Angebote miteinander verzahnt. „Was offen aussieht hat eine klare Struktur dahinter“, so Ganztagskoordinatorin Birgit Conrad. Das beginnt beim offenen Anfang und den Abholzeiten, den Selbstlernzeiten, Projekten und Werkstätten, den Instruktionsphasen, unterschiedlichen Lernzugängen, der aktiven Mediennutzung und der flexiblen Nutzung aller Räume über den ganzen Tag – dabei werden Flure und auch der Außenraum zum Lernraum (Schulhof, Schulgarten, Theaterecke, etc.).

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Pädagogisches Konzept

Nach einer knappen Stunde werden wir in Kleingruppen von mehreren Schülerinnen und Schülern herumgeführt, die die Hospitation selbstständig leiten, uns begleiten und unsere Fragen zum Tagesablauf im rhythmisierten Ganztag selbstbewusst beantworten. Schulleiterin Marion Hensel gibt uns noch einen Beobachtungsauftrag mit auf den Weg – wir sollen die Tätigkeiten der Erwachsenen in ihrer Rolle als Lernbegleitung beobachten, die die Kinder im Sinne von Autonomie, Selbstwirksamkeit und Eingebundenheit bei ihren Aktivitäten unterstützen.  

Multiprofessionelle Teamarbeit

Das Unterrichtskonzept orientiert sich am Kompetenzraster nach den Richtlinien des Landes Nordrhein-Westfalen. Das gesamte Team, auch die Lehrkräfte, ist ganztägig anwesend und in ständigem Austausch miteinander. Die Lerngruppen von je 25 Kindern haben je zwei feste Bezugspersonen, eine Lehrkraft und zusätzlich entweder eine Erzieherin oder einen Erzieher, bzw. eine Sozialpädagogin oder einen Sozialpädagogen. Darüber hinaus arbeiten an der Heliosschule viele unterschiedliche Professionen zusammen: Pädagogische Fachkräfte, Assistenzkräfte, sonderpädagogische Unterstützung, die gemeinsam innerhalb einer Lernlandschaft arbeiten und ihre Pläne im Team so gestalten, dass sie an den Bedürfnissen der Kinder orientiert sind. Wöchentliche Teamzeiten, an denen alle unabhängig von der Profession teilnehmen, ersetzen die „üblichen“ Schulkonferenzen.

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In der Lernlandschaft finden die Kinder ihre eigenen Strukturen und entwickeln in der Beschäftigung eigene Differenzierungen. Besonders gut lässt sich das im „weißen Haus“, den Containern beobachten. Sie gliedern sich in laute und leise Zonen, so dass Rückzugsorte für die Kinder da sind, die das Bedürfnis nach Ruhe haben. Dieses Raumkonzept findet sich zum Beispiel auch in der Mensa wieder, die einen „Ruheraum“ und einen „Raum für Gespräche“ bietet – der von den Kindern der „laute Raum“ genannt wird und in dem wir uns als Hospitationsgruppe zufällig in der Mittagspause wiedertreffen, um uns in Gruppen auszutauschen. So haben wir uns unbewusst direkt und problemlos in das (Raum-)Konzept der Grundschule der Heliosschule eingefügt.

In der Feedbackrunde zum Abschluss finden wir das zu Beginn vorgestellte Konzept der Lernbegleitung durch unsere Beobachtungen bestätigt: „Alle Erwachsenen sind sehr präsent, ohne sich dabei aber in den Vordergrund zu stellen. Die Priorität sind immer die Kinder. Man spürt die Eigenverantwortung der Kinder und das freie Arbeiten gelingt sehr gut“ fasst eine Teilnehmerin zusammen.

Schulentwicklung im Netzwerk

Aktuell unterstützt die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft die Heliosschule „Inklusive Universitätsschule der Stadt Köln“ Sekundarstufe (Gesamtschule) im Rahmen des Projekts Schulentwicklung im Netzwerk, das sich mit der Gestaltung neuer Lernformate befasst. Gemeinsam mit anderen Schulen wird diskutiert und erprobt, wie Entwicklungsprozesse mit Hilfe digitaler Technik unterstützt werden können.

Mehr zur Heliosschule – Inklusive Universitätsschule der Stadt Köln
www.heliosschule-koeln.de

 

Präsentation
Multiprofessionelle Teamarbeit an der Heliosschule
zum Download (PDF 4,5 MB)

Heliosschule
Kompetenzspur DeutschDownload (3 MB)
Heliosschule
Kompetenzspur MathematikDownload (3 MB)

Literatur

#OGSonTour

Am 5. Juli 2019 sind wir an der Rosenmaarschule Köln zu Gast. Schwerpunkte sind Lernformate, Steuerung und Team.