

Bonn (2025)
Tina van de Weyer und Neja Häbler werden als künstlerisches Tandem von April bis September 2025 öffentliche Orte in Bad Godesberg künstlerisch-partizipativ erforschen und bespielen.
Herzlich willkommen!

“Wir freuen uns auf die bevorstehende Zusammenarbeit und darauf, Bad Godesberg als Kontext für unser Stipendium zu erkunden – im Austausch mit den Menschen vor Ort und in einem aktiven Gestaltungsprozess. Diese gemeinsame Reise bietet uns die Chance, in einen interdisziplinären Dialog zu treten, voneinander zu lernen und neue Perspektiven zu entwickeln. Wir sind gespannt auf den Prozess des gemeinsamen Übens, Erforschens und Gestaltens.”
Ich bin in Leverkusen geboren und lebe seit 2010 in Bonn. Meine fotografischen und filmischen Arbeiten verstehe ich als einen Versuchsaufbau – einen Prozess des Erprobens und Hinterfragens, in dem ich die Grenzen der Medien stetig ausweite.
In meinen Projekten hinterfrage ich nicht nur die Beziehung zwischen Mensch und Umwelt, sondern auch deren Inszenierung. Welche Stereotypen und Konventionen prägen unseren Blick auf die Natur? Welche Narrative bestimmen unser Verständnis der Umwelt? Diese Fragen bilden das Fundament meiner künstlerischen Praxis, die Wahrnehmungsgewohnheiten irritiert und neue Perspektiven eröffnet. Ein aktueller Schwerpunkt meiner Arbeit liegt auf vielschichtigen, visuellen Untersuchungen von unterirdischen Räumen – ein Motiv, das ich bereits in der Werkreihe Caveconnections durch experimentelle Fotoarbeiten erforscht habe.
2017 habe ich mein Diplom-Studium der Medialen Künste an der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) abgeschlossen. Vielfach ausgezeichnet, konnte ich meine künstlerische Forschung durch internationale Residenzen vertiefen. Meine Arbeiten sind auf Ausstellungen und Festivals im In- und Ausland zu sehen.
Ich bin Neja, 2001 in Berlin geboren und lebe seit 2021 in Bonn. In meinen Projekten widme ich mich der Frage, wie Orte neu gedacht und in Räume der Begegnung verwandelt werden können. Ich arbeite mit künstlerischen und partizipativen Methoden, die eine niederschwellige Beteiligung ermöglichen und die Erfahrung von Selbstwirksamkeit und Sichtbarkeit schaffen.
Aus meinem Architekturstudium an der Alanus Hochschule heraus habe ich kollektur.architektiv mitbegründet. Wir gestalten experimentelle Planungs- und Bauprozesse, deren Ziel es ist, soziale Strukturen mit der baulichen Entwicklung eines Ortes zu verknüpfen und dabei auf örtlichen Ressourcen aufzubauen. Parallel dazu arbeite ich im Kunstkollektiv a.mu.co.co. mit Textilgarn im Kontext feministischer Themen. So entstand im Rahmen des Zwischenspiels im Kunstmuseum Bonn ein interaktiv gehäkeltes Kunstwerk, das die Frage nach der gesellschaftlichen Sichtbarkeit und Wertschätzung von FLINTA* stellt.
Meine Arbeit bewegt sich zwischen Kunst, Architektur und Gesellschaft. Mich interessiert das prozesshafte Arbeiten, das Ermöglichen von Teilhabe in partizipativen Prozessen und die Gestaltung von Orten der Begegnung und Veränderung.

ÜBENÜBENÜBEN³ – Ein Arbeitsstipendium mit künstlerischem Praxismentoring
Bonn, April bis September 2025
Die Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft fördert und begleitet zwei Personen im Tandem aus den Bereichen Bildende Kunst und angrenzenden oder ergänzenden Disziplinen. Über sechs Monate können sich diese übend und explorierend, mit künstlerischen und partizipativen Strategien im öffentlichen und sozialen Raum in Bonn Bad Godesberg erproben. Ziel ist es, Angebote für Menschen vor Ort zu schaffen, bei denen das gemeinsame künstlerische Gestalten im Fokus steht. Bei dem Arbeitsstipendium handelt es sich um eine Begleitung von “junger” Praxis in der partizipativen Kunst, explizit für Kunstschaffende und -vermittelnde, die in der Region Bonn leben.
Warum ÜBENÜBENÜBEN³? Das Üben verstehen wir in diesem Kontext nicht nur als eine praktische Erprobung, sondern ebenso als eine Haltung und Denkfigur: Voraussetzung ist die eigene Neugier und die Bereitschaft, sich auf etwas Unbekanntes einzulassen. Ebenso kann scheinbar Bekanntes neu erlebt werden und gewohnte Denkmuster hinterfragt werden. Dies kann auch mit Krisen und Momenten des Scheiterns einhergehen, weswegen das Üben eingebettet ist in ein Praxismentoring. Gemeinsam übt es sich besser als allein: Die Mentees können sich gegenseitig unterstützen, in ihrer Ausrichtung ergänzen und in verschiedene Rollen schlüpfen. Das Praxismentoring dient dazu, parallel den Prozess kommunikativ zu reflektieren und somit das Üben nicht zur Wiederholung des ewig gleichen zu machen. Ermutigt, beraten und begleitet werden sie durch das langjährig projekterfahrene Team der Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft, das sich ebenfalls als übend begreift und seine Rolle im Rahmen einer Begleitung durch einen Critical Friend reflektiert.
Die Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft ist eine unabhängige gemeinnützige Stiftung und gehört zur Gruppe der Montag Stiftungen in Bonn. Gemeinsam mit Künstler:innen und anderen Partner:innen führen wir operativ seit über zehn Jahren partizipative Kunstprojekte durch, die sich mit gesellschaftlichen Bedingungen auseinandersetzen. Wir sind ein multiprofessionelles, künstlerisch arbeitendes Team von 4 Mitarbeitenden in der Stiftung Kunst und Gesellschaft. Unsere Arbeitsweise ist ortspezifisch, prozessorientiert und ergebnisoffen. Wir sind bemüht co-kreative, gestalterische Prozesse im Rahmen des Projekts zu entwickeln. Wir beziehen gezielt unterschiedliche Menschen vor Ort in ihrer jeweiligen Lebenswirklichkeit ein. Kommunikation und Beziehungsgestaltung sind hierbei wesentliche Gestaltungsmomente.
Seit 2021 ist die Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft Initiatorin, Förderin und Begleiterin des Praxismentorings ÜBENÜBENÜBEN³. Das Programm findet an zwei Standorten statt. 2021-2022 gab es bereits zwei Durchläufe in Mönchengladbach Rheydt. Seit 2024 gibt es eine Kooperation mit dem Kulturbüro in Mönchengladbach. Ebenfalls seit 2024 gibt es das Arbeitsstipendium in Bonn Bad Godesberg.
Bad Godesberg ist einer der vier Stadtbezirke von Bonn. Nicht zuletzt wegen der Nähe zu internationalen Organisationen und diversen Diplomatischen Vertretungen in der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn leben viele Menschen aus verschiedenen Ländern in Bad Godesberg. Die kulturelle Vielfalt prägt das Stadtbild. Aktionsorte für die künstlerisch-partizipative Praxis finden sich im Stadtraum von Bad Godesberg: etwa in der Fußgängerzone, auf öffentlichen Plätzen und in Parks wie dem Kurpark. Bei der Projektentwicklung dienen diese und andere Orte als Ausgangspunkte der Auseinandersetzung mit dem besonderen sozialen und urbanen Milieu des Stadtviertels, das nach dem Wegzug der Regierung einen extremen Strukturwandel erlebte. Einst gediegen und homogen klaffen heute vermehrt gesellschaftliche Bruchlinien auf. Arbeitsräume und Lagermöglichkeiten für die Stipendiat:innen befinden sich in der Paul-Kemp-Str, die fußläufig, aber jenseits der ‚grenzmarkierenden‘ Bahnstrecke am Rande des Villenviertels Plittersdorf liegt.
- sechs Monate Arbeitsstipendium (steuerfrei): monatlich 1.500,00 € (brutto) Lebenskostenzuschuss pro Mentee
- Maximal 5.000,00 € (brutto) für Material- und Projektkosten pro Tandem
- Künstlerisches, regelmäßiges, prozessbegleitendes, verbindliches Mentoring durch das Team der Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft in den Bereichen Projektkonzeption, -entwicklung und -durchführung, sowie ästhetische, kommunikative, ortsbezogene Strategien
- Kostenloser Arbeitsraum und Lagermöglichkeit, inkl. Nebenkosten (nicht barrierefrei)
- Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit und Dokumentation
- Hilfe beim Netzwerk-Ausbau im Bereich partizipativer Kunstschaffender
- Kontakte zum lokalen Netzwerk in Bonn Bad Godesberg
- Austausch mit den aktuellen Mentees in Mönchengladbach, sowie mit Alumni:ae
- Eine Bewerbung im Tandem
- Abschluss eines Studiums aus dem Bereich Künste, Kultur, Gestaltung, Kulturpädagogik, Kulturvermittlung und ggf. einer ergänzenden Disziplin (im Zeitraum des Stipendiums darf keine Immatrikulation vorliegen)
- Nachweis von künstlerischer sowie partizipativer künstlerischer Praxis und der Präsentation der eigenen künstlerischen Position in Form eines Portfolios
- Bereitschaft zum Üben, d.h. sich neugierig auf Unbekanntes einzulassen und zu explorieren
- Bereitschaft, partizipativ und im künstlerischen Team zu arbeiten
- Bereitschaft zum Austausch im Rahmen des Mentorings und zur Auseinandersetzung mit der eigenen Praxis
- Regelmäßige Präsenz am Ort, mindestens 20 Std./Woche
- Offenheit für Begegnungen vor Ort und für die künstlerische Arbeit im öffentlichen Raum mit lokalen Akteur:innen
- Kommunikatives und soziales Feingefühl
- Projektmanagement-Kenntnisse (inkl. Finanzplanung und Dokumentation)
- Gute Deutschkenntnisse (weitere Sprachen von Vorteil)